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Studentin Julie und Azubi Nico

Meine ersten 100 Tage

100Tage

Der Beginn einer neuen Ausbildung ist fast immer eine riesige Herausforderung. Die Schule mit ihrem Alltagstrott und manchmal nervigen Lehrern ist Vergangenheit. Vor einem liegt ein aufregender Lebensabschnitt, den man selbst wählt und selbst gestaltet. Wir haben uns mit Julie und Nico getroffen, die sich für ganz unterschiedliche Wege entschieden haben. Nico hat eine duale Ausbildung bei einer Krankenversicherung begonnen, Julie ein Jura-Studium in München aufgenommen. Hier sprechen sie über ihre Erfahrungen – über ihre ersten 100 Tage.


Richterin Barbara Salesch aus dem Privatfernsehen spielte definitiv keine Rolle bei der Studienwahl von Julie. Die junge Frau aus Mönchengladbach hat sich aber schon immer gerne für andere Menschen eingesetzt und, ja, sie hat einen Dickkopf: »Ich hab einfach gerne recht«, schmunzelt sie. Ihre Entscheidung, Jura studieren zu wollen, steht schon seit der 11. Klasse fest. Damals konnten die Schülerinnen und Schüler an ihrem Gymnasium an einem »Eignungstest« teilnehmen und herausfinden, ob sie für ein bestimmtes Studium die Voraussetzungen erfüllen. Jura und Julie – das passte!

 

»Diese kolossale Reizüberflutung«

Da Julie nach ihrem Abi viel Zeit hatte – der Beginn des ersten Semesters ließ noch Monate auf sich warten – bereitete sie sich gründlich auf ihr Studium vor. »Ich habe mir einen wirklich guten Ratgeber zugelegt und da viel gelernt, zum Beispiel, wie das Studium aufgebaut ist, was man unter Zivilrecht oder Strafrecht versteht, aber auch, wie man seinen Uni-Tag so plant.« 

Was hat dich denn am meisten überrascht während deiner ersten hundert Tage? 
Julie: »Womit ich nicht so gerechnet hatte, war diese kolossale Reizüberflutung am Anfang. Alles war ja neu. Ich musste zum Beispiel lernen, richtig zu lernen. Das dauert eine Weile. Oder dann die neuen Leute, die Bibliotheken, das Uni-Leben generell. Man fühlt sich ziemlich klein, hat das Gefühl, gar nichts zu wissen.«

Schnell allerdings, so fügt sie hinzu, habe sich so etwas wie ein Tagesablauf ergeben, fast sogar ein bisschen Routine. Vorlesungen geschwänzt habe sie auch schon – und zwar meist die am Mittwoch um 8 Uhr morgens. »Manchmal bin ich in der Nacht vorher bis 2 Uhr wach, weil ich noch lese. Dann verschiebt sich der ganze Zeitplan. Aber uns haben selbst die Professoren gesagt, dass man in die Vorlesungen nicht unbedingt zu gehen braucht. Manche Lerntypen können besser mit Fachbüchern nachbereiten; ich mache das auch gerne.«

Du hast dich entschieden, zum Studium nach München zu gehen, weit weg von deiner Heimat am Niederrhein. Warum gerade in diese Stadt? 
»Die Stadt ist sehr, sehr schön; sie ist sauber und sicher. Und die Uni hat einen guten Ruf!«

Aber Schattenseiten gibt es auch?
»Da muss man auf jeden Fall die hohen Preise nennen. In der Uni-Gegend kann es dir passieren, dass du für einen Avocado-Toast 15 Euro hinblättern musst, ohne Getränk wohlgemerkt. Das ist doch unverschämt! Und in den Clubs der Stadt hängen mir zu viele gesponserte Kinder herum, die mit Papas Kreditkarte wedeln.«

 

»Eine Großkanzlei muss es nicht sein«

Julie kann sich noch gut erinnern, mit welchem Respekt sie zum ersten Mal das imposante Hauptgebäude der Münchner Universität betreten hat. Im historischen Lichthof denke sie immer an die Geschwister Scholl, die hier während der NS-Zeit gefangen genommen und später hingerichtet wurden. »Die beiden, wie überhaupt alle Mitglieder der Widerstandsgruppe ›Weiße Rose‹, imponieren mir mit ihrem Kampf gegen einen Unrechtsstaat. Gerade als angehende Juristin finde ich deren Arbeit sehr inspirierend.«

Hast du an der Uni schnell soziale Kontakte aufbauen können?
»Das habe ich mir ehrlich gesagt leichter vorgestellt. Von der Uni aus gibt es Ersti-Partys, eine Stadtrallye und andere Veranstaltungen. Aber du musst auch selbst aktiv werden, sonst bleibt alles sehr anonym. In meinem Semester haben über 900 Studierende gleichzeitig angefangen, von denen kenne ich keine drei Prozent. Aber ich bin bewusst auf einige zugegangen, habe geschaut, wer vielleicht einen ähnlichen Kleidungsstil hat oder ähnlich gestikuliert wie ich. Das mag oberflächlich klingen, aber so habe ich nach und nach einige gute Freundschaften machen können.«

Noch eine letzte Frage, Julie: wohin soll dich dein Studium am Ende führen? 
»Stand heute würde ich gerne in einer Staatsanwaltschaft arbeiten oder für einen Umweltverband. Eine Großkanzlei muss es nicht sein; und meine Seele werde ich definitiv nie verkaufen.« 

 

»Hier stimmt die Work-Life-Balance!«

»Wenn ich es mir recht überlege, dann habe ich alles richtig gemacht«: Nico ist 20 Jahre alt, wohnt in Hamburg und wirkt mehr als zufrieden. Der hochgewachsene junge Mann hat im Herbst letzten Jahres bei der Krankenversicherung Die Techniker eine Ausbildung zum Kaufmann im Gesundheitswesen begonnen. Den Ausbildungsplatz zu ergattern, war dabei gar nicht so einfach. Doch als sich Nico Anfang letzten Jahres bei der Versicherung bewarb, ging er mit Vorteilen an den Start.

»Ich hatte zuvor schon als sogenannte Vollzeitaushilfe bei den Technikern gearbeitet und nach entsprechender Einarbeitung den Job eines Sacharbeiters gemacht. Ich konnte mich während der Zeit intensiv mit den Ausbildern austauschen und auch viel mit den Azubis sprechen. Mir war dann schnell klar, dass ich dort selbst eine Ausbildung absolvieren möchte.«

Im Laufe des Bewerbungsprozesses musste sich Nico einem Online-Test (mit unter anderem Mathe-und Grammatikaufgaben) unterziehen und ein Assessment Center durchlaufen. Die Mühe lohnte sich: unter 40 Bewerbern schnappte er sich einen der beiden Ausbildungsplätze. Und bis heute hat er dies nicht bereut: »Das ist eine richtig gute Ausbildung hier; inhaltlich geht es nicht besser. Als Azubi kann ich auch mal Wünsche anmelden, was ich während meiner Lehre gerne mal machen möchte. Daneben überzeugt mich die Flexibilität mit viel Gleitzeit. Hier stimmt die Work-Life-Balance!«

Ein paar Nachteile gibt es auch. Die Ausbildungsvergütung kann mit Nicos früherem Gehalt als Aushilfe bei weitem nicht mithalten – seine Einkünfte haben sich um mehr als die Hälfte reduziert. Auch ist der Leistungsdruck durchaus spürbar; ein gewisses Tagespensum muss Nico auch als Azubi bewältigen. Aber er nimmt das gerne in Kauf. Seine Entscheidung, genau diese Ausbildung zu machen, würde er jederzeit noch einmal fällen.

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Foto Julie: Alba Hadergjonaj, Foto Nico: privat

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