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Hessische Initiative für bundesweites Handyverbot an Schulen
Zeitgemäß oder Kontraproduktiv?

Geht es nach dem hessischen Kultusminister Armin Schwarz, sollte ein bundesweites Handyverbot an Schulen so schnell wie möglich kommen. Studien scheinen seine Position zu stärken. Doch seine Pläne stoßen auch auf Widerstand.
Frankreich, Italien, Großbritannien, die Niederlande, die Slowakei, bald auch Luxemburg: überall in Europa wird die Benutzung von Handys an Schulen verboten oder eingeschränkt. In Hessen ist es bislang den Schulen selbst überlassen, wie sie mit dem Thema umgehen wollen.
„Schutzräume für Kinder“
Diese Lösung findet Kultusminister Armin Schwarz nicht mehr sinnvoll. Er sieht einen „Flickenteppich“ im Land, verlangt aber nach „klaren Spielregeln“. Die Botschaft an allen Schulen müsse sein, altersgerechte Schutzräume für Kinder zu schaffen. Die digitalen Endgeräte behinderten sie in der Konzentration; dies schade ihrer Bildung. Übermäßige Handynutzung könne auch zu Depressionen führen.
Armin Schwarz reiste im vergangenen Herbst als deutscher Vertreter zum G20-Bildungstreffen nach Brasilien. Dort führte er Gespräche unter anderem mit Kolleginnen und Kollegen aus Kanada und Australien. In beiden Ländern gelten seit kurzem Smartphone-Verbote an Schulen, in Australien sogar ein rigoroses Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige. Aus diesen Ländern habe er „nur Positives“ gehört, so Schwarz. Auf der Bildungsministerkonferenz kurz vor Weihnachten konnte sich Schwarz dennoch nicht mit seiner Anregung durchsetzen, in Deutschland einheitlich ein Handyverbot einzuführen.
Statt Verbot „Förderung der Medienkompetenz“
Während Schwarz ein Handyverbot für zeitgemäß hält, äußern sich Schülerinnen und Schüler differenziert. Als an der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld (Vogelsberg) ein Smartphone-Verbot für Fünft- bis Zehntklässler wirksam wurde, sahen die Jugendlichen durchaus Vorteile. „Wenn du nur am Handy bist, redest du nicht mit deinen Freunden", urteilte eine Schülerin; jetzt könne man sich besser kennenlernen. Der Bundesschülerkonferenz allerdings gefällt die digitale Vollbremsung gar nicht. Schulen hätten die Aufgabe, junge Menschen auf das Leben in einer zunehmend digitalisierten Welt vorzubereiten. Statt kontraproduktiven Verboten bräuchten Schüler*innen eine „aktive Förderung ihrer Medienkompetenzen“.
Und die Lehrenden? Sie sehen die Lage ähnlich wie viele Schüler. Thilo Hartmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen formuliert es so: „Statt Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, sollten Kinder und Jugendliche lernen, diese verantwortungsvoll und reflektiert zu nutzen. Ein Verbot verlagert die Probleme – wie Cybermobbing oder Suchtverhalten – womöglich ins Private, ohne sie zu lösen.“ Die Diskussion wird so schnell nicht beendet sein.
Warum eigentlich kein Handyverbot für Lehrer?
In Luxemburg, wo ab Ostern 2025 ein Handyverbot für Schülerinnen und Schüler gelten wird, vermisste eine junge Frau Fairness im Klassenzimmer. Kurzerhand brachte Dana Boes deshalb eine Petition an das Parlament auf den Weg, mit der sie auch den Lehrern die Nutzung digitaler Geräte im Unterricht verbieten möchte. Augenzwinkernd, aber auch ernsthaft heißt es in ihrem Petitionstext: „Wir fordern ein verbindliches Verbot der Handynutzung für Lehrkräfte während des Unterrichts, um Ablenkungen zu vermeiden und die Vorbildfunktion der Lehrer zu stärken.“ Hat sie nicht recht? So viel Gerechtigkeit muss wohl sein?