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Berufe unter der Lupe: Musicaldarsteller (gn)
Ein Leben im Rampenlicht
Du willst auf keinen Fall zu diesen Leuten gehören, die um neun im Büro aufkreuzen und um fünf den Bleistift fallen lassen? Du wirst garantiert nicht denselben Beruf wie deine Eltern ergreifen, aus purem Mangel an Fantasie? Du weißt, dass du deinen eigenen Weg finden möchtest? Dann bist du hier richtig, denn für dich präsentieren wir in einer lockeren Reihe interessante Berufe abseits des Mainstreams.
Hier: MUSICALDARSTELLER
»Ich lebe meinen Traum. Mein Hobby ist zu meinem Beruf geworden – wer kann das schon von sich sagen?« Michael Heller (40) ist seit vielen Jahren im Dauereinsatz auf deutschsprachigen Musicalbühnen. Seinem Enthusiasmus haben ständige Reisen und die zahlreichen, physisch herausfordernden Auftritte nichts anhaben können, eher im Gegenteil. »Das ist meine Welt, da gehöre ich hin«, sagt er voller Überzeugung. Wir haben uns mit ihm über seinen Beruf unterhalten.
ausbildungsplatz aktuell: Michael, wann war für dich klar, dass du Musicaldarsteller werden willst?
Michael Heller: Eigentlich wollte ich das schon immer. Ich bin in Büren aufgewachsen, einer kleineren Stadt im Kreis Paderborn. Dort war ich schon früh im Turn- uns Sportverein aktiv. Ich interessierte mich für Akrobatik, Artistik usw. Dann entdeckte ich auf einem Deutschen Turnfest das sogenannte Rope Skipping – eine Art artistisches Seilspringen als Wettkampfsport. In Büren leitete ich dann selbst Tanz- und Rope-Skipping-Gruppen, war da auch choreographisch tätig. Parallel nahm ich Gesangsunterricht, spielte in einer Rockband. Dann sah ich mir irgendwann auch Musicals an, Starlight Express in Bochum zum Beispiel, und ich war einfach fasziniert. So kam eins zum anderen.
Nach der Schule hast du dann dein Glück an einer der drei staatlichen Institutionen gesucht?
Ja, ich bewarb mich 2005 an der renommierten Folkwang Universität der Künste in Essen beworben. Ein halbes Jahr lang bereitete ich mich intensiv auf die Aufnahmeprüfung vor. Nahm in Paderborn Tanzstunden und Gesangsunterricht, Theorie nachgearbeitet. Vorher war ja alles learning by doing bei mir. Im Laufe der Prüfung musste ich zwei Gesangsstücke präsentieren, eins davon auf Deutsch, und auch eine klassische und eine moderne Theaterszene spielen. Daneben wurden mein Ballett- und mein Jazztanz begutachtet. 300 Leute aus den deutschsprachigen Ländern hatten sich beworben, am Ende wurden nur sechs genommen. Einer davon war ich …
Wow, allein das war ja schon eine tolle Anerkennung. Und wie war die Ausbildung selbst? Experten sagen, nur die Härtesten überstehen sie?
Hart ist es schon. Das Studium dauert vier Jahre, und vor allem das erste Jahr ist eine Herausforderung. Da fängst du morgens um 9 Uhr mit Ballett an, dann kommt Jazztanz, manchmal Stepptanz. Später Gesang, Klavierstunden, Musiktheorie, Theatergeschichte.Im ersten Jahr absolvierst du das Programm der Schauspielstudenten mit. Das geht von 17 bis 22 Uhr, manchmal 23 Uhr. Aber wir Musicaldarsteller machen ja noch so viel mehr! Du bist da täglich 13 bis 14 Stunden im Einsatz. Also, dieses erste Jahr ist schon sowas wie die Grundausbildung bei der Bundeswehr (lacht). Andererseits: Ich habe das gemacht, was ich immer wollte. Dafür nimmst du viel in Kauf. Und es motiviert dich total, wenn du siehst, wie du dich Schritt für Schritt verbesserst, wie du allmählich deine Defizite wegbekommst. Mir hat die Ausbildung eigentlich immer Spaß gemacht.
2010 warst du mit deiner Ausbildung fertig. War es schwierig, den Übergang ins Berufsleben zu schaffen? Wann hast du erste Engagements bekommen?
Ich hatte das Glück, dass ich schon parallel zu meinem letzten Semester zwei Engagements hatte. Im Musical »Hairspray« in Köln, unter anderem mit Uwe Ochsenknecht und Maite Kelly, bekam ich eine Rolle. Da bin ich dann immer zwischen Essen und Köln gependelt. Und in Hagen habe ich »Into the Woods« gespielt, ein sehr märchenhaftes Musical. Da war unter anderem Guildo Horn dabei, ein cooler Kollege, der auch schon mal eine Kiste Bier mitgebracht hat, zum Relaxen nach der Vorstellung.
Und dann ging es Schlag auf Schlag weiter?
Das Besondere an dem Job ist, dass du dich ständig von Neuem beweisen musst. Das heißt, wenn du einen Job brauchst, dann fährst du zu einer Audition – so heißen die Castings in unserem Bereich. Da musst du dann vortanzen, vorsingen. Du lernst ständig neue Stücke und neue Regisseure kennen. Aber – toi, toi, toi – bis jetzt hatte ich immer Arbeit, habe tolle Engagements bekommen. Ein Höhepunkt meiner bisherigen Karriere war die Hauptrolle im Musical »Tanz der Vampire« in Berlin. Ich habe dort die Rolle des Vampirjägers Alfred gespielt, der selbst zum Vampir wird. Das ist eine der besten Rollen, die du als männlicher Musicaldarsteller bekommen kannst. Und die Regie hatte kein Geringerer als Roman Polanski, von dem ja auch der gleichnamige Film stammt. Zwischen den Engagements geht die Ausbildung eigentlich immer weiter. Du nimmst Tanz- und Gesangsunterricht, versuchst dich weiterzuentwickeln. Stillstand bedeutet Untergang in dem Metier.
Du bist inzwischen ein sehr bekannter Musicaldarsteller in Deutschland. Deshalb kannst du sicher auch sagen, welche Persönlichkeit man mitbringen muss, um in dem Beruf Erfolg zu haben?
Wer diesen Job machen will, muss experimentierfreudig und offen sein, neue Herausforderungen lieben. Sie oder er muss Ratschläge und Angebote annehmen können, aber auch den Punkt kennen, wo man einmal »nein« sagt. Selbst wenn es einem mal nicht so gut geht, muss man bereit sein, Qualität auf der Bühne abzuliefern. Man kann sich in dem Job sozusagen nicht hinter einem PC verstecken. Das muss man wissen. Und man muss einfach brennen für die Sache!
Michael Heller Michael Heller wohnt in Berlin, ist aber eigentlich dauernd auf Achse – berufsbedingt. Mit »Grease« war er auf Deutschland-Tour. In »Tanz der Vampire« war er in Stuttgart und Berlin zu sehen. Weitere Engagements brachten ihn nach Basel (»Fame«), Chemnitz (»Aida«, »Flashdance«) und in andere Orte. In diesem Jahr wird er unter anderem in Wien spielen (»Saturday Night Fever«). Michael Heller hat auf Youtube einen eigenen Videoblog, in dem er Einblicke in seinen Berufsalltag gewährt. Unter »Michael Heller Fanbase« ist er auch auf Facebook zu finden. |
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