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Studium ohne Abi

Viele Wege in die Hörsäle

Hörsaal

Allmählich spricht sich herum, dass das Studium an einer Universität oder Fachhochschule auch ohne Abitur möglich ist. Das ist gut so, denn unser Land braucht kluge, gut ausgebildete Menschen dringender denn je. „Jeder, der in der Lage ist, ein Studium erfolgreich zu bestehen, sollte die Chance dazu bekommen“, betonte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka kürzlich in einem Interview. Wege in die Hörsäle gibt es für beruflich Qualifizierte inzwischen viele – in Bayern, Hessen, Niedersachsen und NRW.

 

Bayern
Bayern gehört keineswegs zu den Pionierländern beim Thema „Studium ohne Abitur“. Bis 2007 waren in kaum einem Bundesland weniger Studierende ohne allgemeine Hochschulreife eingeschrieben als im Frei­staat. Inzwischen hat man auf gesetzlicher Ebene jedoch viel unternommen, was auch die Statistik widerspiegelt. Innerhalb von drei Jahren (bis 2010) hat Bayern den Anteil der Studienfänger(innen) ohne Abitur um das 4,5-fache gesteigert – eine ähnlich hohe Steigerung weist im selben Zeitraum ansonsten nur noch das Bundesland Nordrhein-Westfalen auf. Heute gibt es für Interessierte ohne Abi etliche Möglichkeiten, in Bayern zu studieren:

  • Meisterinnen und Meister des Handwerks können in Bayern jede Fachrichtung ihrer Wahl studieren. Sie sind den Bewerbern mit Abitur ebenso gleichgestellt wie die Absolventen von Fortbildungslehrgängen im Sinne des Berufsbildungsgesetzes bzw. der Handwerksordnung – sofern der Lehrgang mindestens 400 Unterrichtsstunden umfasst. Allerdings wäre Bayern nicht Bayern, wenn es nicht noch Besonderheiten gäbe: Es ist jeweils ein Beratungsgespräch vorgeschrieben, und alle Fortbildungsabschlüsse, die außerhalb von Bayern erworben wurden, müssen von der Hochschule zunächst als gleichwertig anerkannt werden.
  • Wer eine mindestens zweijährige Berufsausbildung abgeschlossen hat, außerdem nochmals eine mindestens dreijährige Berufserfahrung nachweisen kann, wird für bestimmte fachbezogene Studienrichtungen zugelassen. Die Feststellung der fachlichen Verwandtschaft obliegt dabei der Hochschule, an der das Studium aufgenommen werden soll. Vor dem Beginn des Studiums müssen beruflich qualifizierte Kandidaten in Bayern jedoch entweder eine Prüfung ablegen oder ein mindestens zweisemestriges Probestudium absolvieren. Interessant: Fast 50 Prozent der Studierenden ohne Abi sind in Bayern an den staatlichen Fachhochschulen immatrikuliert. Überdurchschnittliche Quoten von Studienanfängerinnen ohne allgemeine Hochschulreife weisen im Freistaat die Universität Erlangen und mit sehr beachtlichen 3,5 Prozent vor allem die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt auf.
     

Hessen
Hessen gehörte 2007 noch zu den Spitzenländern beim Thema »Studium ohne Abitur«. Abgesehen von den Stadtstaaten Berlin und Hamburg waren in keinem Bundesland mehr Studierende eingeschrieben, die nicht die ansonsten vorgeschriebenen Zeugnis­papiere vorlegen konnten. In den letzten Jahren war jedoch ein klarer Abwärtstrend zu beobachten; zuletzt lag die Quote der Studierenden ohne allgemeine Hochschulreife bei lediglich 1,53 Prozent. Im Zuge einer Gesetzesnovelle hat der Hessische Landtag den Zugang zu akademischer Bildung für Nicht-Abiturienten erleichtert. Heute gibt es für Interessierte ohne Abi etliche Möglichkeiten, in Hessen zu studieren:

  • Meisterinnen und Meister des Handwerks können in Hessen jede Fachrichtung ihrer Wahl studieren. Sie sind den Bewerbern mit Abitur ebenso gleichgestellt wie die Absolventen von zweijährigen Fachakademien (staatlich geprüfte Betriebswirte, staatlich geprüfte Techniker etc.). Auch Fortbildungsabschlüsse nach einem Lehrgang mit mindestens 400 Unterrichtsstunden (auf der Grundlage des Berufsbildungsgesetzes bzw. der Handwerksordnung) berechtigen zu einem Universitätsstudium ohne Einschränkung.
  • Wer eine mindestens zweijährige Berufsausbildung abgeschlossen hat, außerdem nochmals eine mindestens dreijährige Berufserfahrung nachweisen kann, wird für bestimmte fachbezogene Studienrichtungen zugelassen. Dabei ist zu beachten, dass für diesen Fall Hochschulzugangsprüfungen in Hessen obligatorisch sind. Bei entsprechendem Erfolg dürfen beruflich Quali­fizierte aber auch eigentlich zulassungsbeschränkte Fächer wie Medizin oder Zahnmedizin studieren. Im ganzen Land gibt es sogenannte »prüfende Trägerhochschulen«, die Fragen in Zusammenhang mit Studienwünschen beantworten und die Prüfungen organisieren. Die Universität Kassel ist z.B. zuständig für den Studien­bereich Sprach- und Kulturwissenschaften sowie für alle Lehramts­studien­gänge, die Goethe-Universität in Frankfurt unter anderem für Medizin, Soziologie und Politologie. Interessant: Zwei Drittel der Studierenden ohne Abitur sind in Hessen an privaten Hochschulen immatrikuliert, die meisten davon an der Wilhelm Büchner Hochschule in Pfungstadt bei Darmstadt.


Niedersachsen
Niedersachsen gehört eigentlich zu den Pionierländern beim Thema »Studium ohne Abitur«. Sofern bestimmte berufliche Vorkenntnisse vorhanden waren, standen einem die Hochschulen schon in den 1970er-Jahren auch ohne die ansonsten vorgeschriebenen Zeugnispapiere offen. Zwischen 2002 und 2010 sank die Quote der Studienanfänger(innen) ohne allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife allerdings deutlich. Erst als der Niedersächsische Landtag im Juni 2010 eine Änderung des Hochschulgesetzes beschloss und damit den Zugang zu akademischer Bildung für Nicht-Abiturienten erleichterte, stiegen die Zahlen wieder an. Heute gibt es für Interessierte ohne Abi etliche Möglichkeiten, in Niedersachsen zu studieren:

  • Meisterinnen und Meister des Handwerks können in Niedersachsen jede Fachrichtung ihrer Wahl studieren. Sie sind den Bewerbern mit Abitur ebenso gleichgestellt wie die Absolventen von zweijährigen Fachakademien (staatlich geprüfte Betriebswirte, staatlich geprüfte Techniker etc.). Auch Fortbildungsabschlüsse nach einem Lehrgang mit mindestens 400 Unterrichtsstunden (auf der Grundlage des Berufsbildungsgesetzes bzw. der Handwerksordnung) berechtigen zu einem Universitätsstudium ohne Einschränkung.
  • Wer eine dreijährige (!) Berufsausbildung abgeschlossen hat, außerdem nochmals mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, wird für bestimmte Fachrichtungen zugelassen. Diese sogenannte 3plus3-Regelung ist eine Besonderheit in Nieder­sachsen. Wenn die genannten Bedingungen erfüllt sind, ist die Aufnahme des Studiums ohne vorherige Prüfung möglich. Kandidaten mit einer lediglich zweijährigen Ausbildung und zweijährigen Berufspraxis können nach erfolgreich abgelegter »Immaturenprüfung« ebenfalls fachbezogen studieren. Welche Fächer dann studiert werden dürfen, legen die einzelnen Hochschulen fest. Manche Unis wie die TU Braunschweig haben auf ihren Internetseiten die jeweils wählbaren Studiengänge aufgelistet, geordnet nach Ausbildungsberufen. Automatenfachleute können sich in Braunschweig z.B. für Finanz- und Wirtschaftsmathematik, Integrierte Sozialwissenschaft, Psychologie, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen einschreiben.



NRW

Nordrhein-Westfalen war beim Thema »Studium ohne Abitur« lange ein schlafender Riese. Im Jahr 2007 lag die Quote der Studierenden ohne allgemeine Hochschulreife bei lediglich 1,01 Prozent. Das hat sich inzwischen jedoch grundlegend geändert. Das Wissenschaftsministerium von NRW erließ im März 2010 eine eigene
»Berufsbildungshochschulzugangsverordnung“ – ein kompliziertes Wort mit 40 (!) Buchstaben, das jedoch den Zugang zu akademischer Bildung für Nicht-Abiturienten sehr erleichtert. In keinem Bundesland beginnen mittlerweile mehr Menschen ohne Abitur ein Studium. Einige Möglichkeiten im Einzelnen:

  • Meisterinnen und Meister des Handwerks können in NRW jede Fachrichtung ihrer Wahl studieren. Sie sind den Bewerbern mit Abitur ebenso gleichgestellt wie die Absolventen von zweijährigen Fachakademien (staatlich geprüfte Betriebswirte, staatlich geprüfte Techniker etc.). Auch Fortbildungsabschlüsse nach einem Lehrgang mit mindestens 400 Unterrichtsstunden (auf der Grundlage des Berufsbildungsgesetzes bzw. der Handwerksordnung) berechtigen zu einem Universitätsstudium ohne jede Einschränkung.
  • Wer eine mindestens zweijährige Berufsausbildung abgeschlossen hat, außerdem nochmals eine mindestens dreijährige Berufserfahrung nachweisen kann, wird für bestimmte fachbezogene Studienrichtungen (»fachtreu«) zugelassen. Eine Hochschulzugangsprüfung muss in NRW, im Gegensatz zu anderen Bundesländern, nicht absolviert werden. Beruflich Qualifizierte können aber auch ein Studium aufnehmen, das inhaltlich eigentlich nicht zur Ausbildung passt (»nicht fachtreu«) – dann allerdings ist zuvor eine Prüfung fällig. Alternativ zur Zugangsprüfung ist in nicht zulassungsbeschränkten Studiengängen auch die Aufnahme eines Probestudiums möglich. Alle Details in Zusammenhang mit der Prüfung legen die einzelnen Hochschulen fest. An der Universität Münster richtet man sich zum Beispiel an die fachlich zuständigen Dekanate, die auch bei allen Fragen (Umfang der Prüfung, sinnvolle Vorbereitung etc.) weiterhelfen.

 

Teufel im Detail
Die Übersicht beansprucht keine Vollständigkeit, zeigt aber bereits, dass  der Teufel im Detail stecken kann. Die gesetzlichen Regelungen sind nicht ganz unkompliziert und von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden. Diese Tendenz zur Bürokratie und zur mangelnden Transparenz beklagt auch Bundesbildungsministerin Wanka. Sie rät trotzdem jedem dazu, seine Chancen zu nutzen. Und sie unterstreicht: „Das Studium soll nicht nur denen offenstehen, bei denen das Elternhaus die Weichen gestellt hat. Son­dern allen, die es können und es auf einem anderen Weg später merken.“ Brachliegende Potenziale nützen niemandem – weder den qualifizierten jungen Leuten noch unserer Gesellschaft.

Wie du dich im Netz informieren kannst
Wenn du neugierig geworden bist und dir ein „Studium ohne Abitur“ vorstellen kannst, ist die 2013 freigeschaltete Seite www.studieren-ohne-abitur.de eine sehr gute erste Anlaufstelle. Hier steht dir in der Rubrik „StudienCheck“ eine Datenbank mit allen Studienmöglichkeiten zur Verfügung. Du findest aber auch viele „bundeslandbezogene Informationen“ und Links zu den Studienberatungen der einzelnen Unis und Fachhochschulen in Bayern. Du solltest dich nicht scheuen, diese Studienberatungen nach Absprache per Telefon oder Mail persönlich aufzusuchen. Sie geleiten dich durch den Dschungel der Angebote!

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