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Pilotprojekt in Unterfranken
Plan B für Studienabbrecher
Auf das falsche Pferd kann man leicht einmal setzen – im Spiel wie im Leben. Nicht jeder hat zum Beispiel beim ersten Versuch ein glückliches Händchen bei der Karriereplanung. Viele junge Menschen brechen deshalb ihr Studium ab. Bis vor kurzem musste die Zeit, die sie an der Hochschule verbrachten, als verloren gelten, denn nach etlichen Semestern hatten sie weder ein Examen in der Tasche noch eine Perspektive. Gut möglich, dass das bald anders wird. Ein bundesweites Pilotprojekt in Unterfranken gibt Studienabbrechern eine neue Chance.
Noch ist es zu früh, um ein Urteil zu fällen, doch die Anfänge sind vielversprechend, mit Gewinnern auf allen Seiten. Die Ausgangssituation: Viele Studierende stellen fest, dass sie sich ihre Ausbildung anders vorgestellt haben, mit ihrem Fach nicht glücklich sind. Sie beenden ihr Studium ohne Abschluss. Auf der anderen Seite fehlen dem Handwerk Führungskräfte – auf fast allen Gebieten. Aus dieser Situation heraus entstand in Würzburg die Idee, den Studienabbrechern eine Turbo-Karriere in einem handwerklichen Betrieb zu ermöglichen und den Unternehmen gleichzeitig Fachkräfte zu sichern.
Keine Sackgasse mehr
Veronika ist ein gutes Beispiel. Die heute 29-Jährige schloss zunächst ein Pädagogik-Studium erfolgreich ab. Danach begann sie ein zweites Studium (Geologie), mit dem sie jedoch nicht zurechtkam. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr die Begeisterung wie die anderen Studierenden aufbringen konnte“, sagt sie. Ähnlich war es bei Lukas, der nach der Schule ein Lehramtsstudium aufnahm, sich aber ebenfalls schnell darüber im Klaren war, für diese Ausbildung nicht geschaffen zu sein. Für beide hätte die falsche Wahl des Studiengangs eine Sackgasse darstellen können.
Im Rahmen des im Herbst 2012 in Unterfranken gestarteten Pilotprojektes „Karriereprogramm Handwerk: Studienanschluss statt Studienabbruch“ bekommen sie eine zweite Chance. Das Modell sieht vor, Studienabbrechern eine verkürzte Lehre plus Weiterbildungsmöglichkeit zum Meister anzubieten. Die ersten neun Ex-Akademiker haben den Hörsaal bereits gegen eine Werkbank eingetauscht. Sieben von ihnen, darunter Veronika und Lukas, haben eine Schreiner-Lehre begonnen, zwei weitere junge Leute lassen sich zu Hörgeräteakustikern ausbilden.
Meister in drei Jahren
Die Perspektiven sind hervorragend. Veronika hat eine Ausbildungsstelle bei der Werner AG in Laufach gefunden, Lukas bei der Schreinerei Ackermann in Wiesenbronn. Im Idealfall können die beiden schon nach zwei Jahren die Gesellenprüfung ablegen. Nach drei Jahren dürfen sie sich, wenn alles klappt, Meister nennen. Die Theorie bereitet ihnen und ihren Mitstreitern wenig Mühe, in der Praxis müssen sie allerdings einiges aufholen. Und ohne großes Engagement geht es nicht: alle Teilnehmer des Karriereprogramms Handwerk müssen zusätzlich zur Arbeit im Betrieb Spezialkurse am Wochenende belegen. Da sie hochmotiviert sind, meistern sie die Sechs-Tage-Woche jedoch ohne größere Probleme.
Der Leiter des Pilotprojektes, Thomas Gauer, zieht ein positives Zwischenfazit, auch wenn er zu bedenken gibt, dass es sich um ein Experiment handelt und „nicht alles auf Anhieb zu 100 % funktionieren kann.“ Angelegt ist das Projekt bis 2015. Danach wird sich zeigen, ob das Modell Chancen hat, bundesweit an den Start zu gehen.
Einige Fakten
Ein Drittel der Chefs im Handwerk ist älter als 50 Jahre alt. In Unterfranken stehen in den nächsten 15 Jahren in 6000 Betrieben Führungswechsel an. Gleichzeitig brechen Tausende ihr Studium ab. Vom einem Projekt wie dem „Karriereprogramm Handwerk“ können deshalb alle Seiten profitieren. Das Programm begann im Herbst 2012 mit zunächst zwei Lehrberufen; bis 2015 können sich Studienabbrecher jedoch auch als Elektroniker, Metallbauer und in anderen technischen Berufen ausbilden lassen. Das bayerische Arbeitsministerium und die Europäische Union fördern das Projekt bis Sommer 2015 mit insgesamt 610.000 Euro.
Weitere Infos unter: www.karriereprogramm-handwerk.de
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