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Hotel- und Gaststättenbranche

Gute Ausbildung kein Ausnahmefall

Gute Ausbildung kein Ausnahmefall

Der Ruf ist nicht der allerbeste, doch deshalb den Kopf in den Sand stecken? Nein, sagt der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA in der Region Hannover, der sich für eine bessere Ausbildungsqualität einsetzt. Nein, das sagte entschieden auch Vivien Deppe, die vor kurzem ihre Ausbildung im Gastgewerbe erfolgreich abschloss. Sie ließ sich von Unkenrufen nicht abschrecken, setzte auf umfassende Orientierung und Beharrlichkeit – und fand ihren eigenen Weg.


Etwa ein Viertel aller Auszubildenden beendet die ­Lehre nicht. Im Gastgewerbe allerdings ist die Zahl bedeutend höher, in manchen Ausbildungsberufen ver­lassen über 50 Prozent der jungen Menschen ihren Ausbildungsbetrieb vor der Abschlussprüfung. Alles andere als schöne Zahlen, findet auch Nicole Rösler, die Berufsbildungsbeauftragte des DEHOGA in Hannover. Sie gibt aber auch zu bedenken, dass das Bild etwas schief ist. Wer im Laufe seiner Ausbildung den Betrieb wechselt, gilt bereits als „Abbrecher“, ebenso junge Menschen, die sich doch lieber für einen anderen Beruf entscheiden.

 

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Schwarze Schafe in der Branche – und Leuchttürme

Dass es auch im Hotel- und Gastronomiebereich schwarze Schafe gibt, stellt Nicole Rösler allerdings nicht in Ab­rede. „Ein paar wenige Betriebe, eigentlich eine verschwindend kleine Zahl, sorgen für ein schlechtes Image“, weiß sie zu berichten. Damit nicht die ganze Branche ­unter der schlechten Ausbildungsqualität einzelner ­Häuser zu leiden hat, bemühen sie und ihr Verband sich um Verbesserungen. Ein neues Instrument besteht darin, Hotels oder Restaurants mit viel Wertschätzung für ihre Azubis als „DEHOGA-Leuchtturmbetrieb“ auszuzeichnen. Grundlage für diese Auszeichnung sind neben einer eingehenden Über­prüfung der Ausbildungsqualität auch Interviews mit Auszubildenden. Seit Januar 2020 haben bereits sechs Betriebe in der Region Hannover das Prädikat erhalten – ohne Corona wären es noch mehr. Eine gute Ausbildung im Gast­gewerbe ist also in Niedersachsens Hauptstadt durchaus kein Ausnahmefall!

 

Trotzdem kann es zwischenmenschlich manchmal nicht passen; Betrieb und Azubi finden nicht dieselbe Wellenlänge. Darüber hinaus hat Nicole Rösler beobachtet, dass viele Junge Leute bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz die bequemste und naheliegendste Lösung suchen. „Sie entscheiden sich dann zum Beispiel für das 200 Meter entfernte Hotel an der Ecke, damit sie keinen langen Weg dorthin haben, aber sie wählen nicht die für sie beste Lösung.“ Es kann sich allerdings sehr lohnen, die Wahl des Ausbildungsplatzes sorgfältiger anzugehen, gerade im Gastgewerbe.

 

Mit Herz zum Erfolg

Wie man es besser macht, zeigt das Beispiel von Vivien ­Deppe. Schon als 15-Jährige jobbte sie in einer Eisdiele und machte erste Erfahrungen in der Gastronomie. Ihr gefiel der Kundenkontakt, die abwechslungsreichen Herausforderungen. „So den ganzen Tag in einem Büro sitzen, das wäre nichts für mich. Ich rede auch einfach gerne mit Leuten.“ Es kristallisierte sich früh der Wunsch heraus, das Gastgewerbe zum Beruf zu machen. Vivien war sich über die Schwierigkeiten in der Branche, zum Beispiel den Schichtdienst und das Arbeiten am Wochenende, im ­Klaren. Dass manche daran scheitern, nahm ihr nicht den Mut: „Klar ist die Arbeit in einem Hotel oder in einer Gaststätte nicht leicht; das wusste ich. Aber ich wollte mir selbst ein Bild machen und herausfinden, ob das zu mir passt!“

 

Der erste Schritt, die Formulierung eines klaren Berufswunsches voller Motivation, war damit getan. Danach traf Vivien eine weitere wichtige Entscheidung: Sie informierte sich genau, welcher Ausbildungsbetrieb für sie in Frage kam. Unterstützung erhielt sie dabei von einem der 26 Ausbildungslotsen, die es in der Region Hannover gibt. Diese Personen fungieren als ständige Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler. Im Eins-zu-eins-Gespräch fand Vivien schnell heraus, dass sie in einem kleineren Haus lernen wollte, in dem sie nicht untergeht. An diesem Punkt kam wieder Nicole Rösler ins Spiel, die als Berufsbildungsbeauftragte die verschiedenen Ausbildungs­betriebe in ihrer Region bestens kennt. Sie vermittelte ein Praktikum in ein privat geführtes Stadthotel mit familiärer Atmosphäre: das Haus Martens in Hannover-List.

 

Dort fühlte sich Vivien so wohl, dass sie in ihr Praktikumsheft den Wunsch eintrug, in dem Betrieb eine Ausbildung machen zu können. Da die Inhaberin des Hotels einen sehr guten Eindruck von Vivien gewonnen hatte, bot sie ihr den Ausbildungsplatz auch tatsächlich an. Mit ihrer bewussten Entscheidung für das Haus Martens, Schritt drei auf ihrem Weg zu einer passenden Ausbildung, fand Vivien die für ihre Bedürfnisse perfekte Stelle: ein mittelgroßes Haus mit netten Kollegen, in dem sie stets in ­allen Bereichen – Frühstücksservice, Housekeeping, Rezeption, Büro – tätig sein konnte. Ein Pluspunkt: innerhalb ihrer Ausbildung konnte Vivien auch ein Praktikum im „Luisenhof“ absolvieren, einem Fünf-­Sterne-Haus mit Gourmet-Restaurant, in dem sie weitere wertvolle Erfahrungen sammelte.

 

Zum Glück im Gastgewerbe gehörte für Vivien aber auch noch ein vierter Punkt: Sie ließ sich von Hindernissen nicht so leicht aus der Bahn werfen. Corona, digital vermittelte Ausbildungsinhalte statt Berufsschule – und auch jede Menge Stress, wenn z.B. mal ein Gast zur Unzeit „1.500 Fragen“ stellte: Vivien meisterte das. Als sie die Abschlussprüfung zur Hotelfachfrau zunächst in den Sand setzte, verbuchte sie das nicht als Scheitern, denn sie wusste, dass sie
„alles gegeben“ hatte. In einem neuen Anlauf wurde sie mit großem Erfolg Fachkraft im Gastgewerbe. Sie weiß, dass sie die richtige Wahl getroffen hat und mit Herz bei der Sache ist. So viel Engagement wird belohnt: Das Haus ­Martens übernimmt sie in Fest­anstellung!

 

Ausbildung im Gastgewerbe

Du kannst dir vorstellen, ebenfalls eine Ausbildung im Gastgewerbe zu machen? Dann finde heraus, ob du Kundenkontakt magst, in stressigen Situationen freundlich bleibst und Schichtdienst kein Problem ist. Nimm dir Zeit bei der Wahl deines Aus­bildungsbetriebes und lass dir dabei helfen.